Propaganda* I’m not falling for…

Oder auch: Dinge, die klingen wie gute Lebensratschläge, aber sich anfühlen wie ein getarnter Tritt in die Magengrube.


Von „Happiness is a choice“ bis „What doesn’t kill you makes you stronger“:
Ich sag mal „Popkultur-Propaganda“.

Nicht staatlich vorgeschrieben, aber trotzdem irgendwie überall zu sehen.

  1. “What I Eat In A Day“-Videos sind doch nur Inspo!

Ja, Inspiration für den nächsten Vergleichsstrudel.

Ich hab dazu schon mal einen Post gemacht, aber:

Von mir gibt’s kein „What I Eat In A Day“, weil ich nicht möchte, dass irgendjemand denkt, das müsste jetzt auch exakt so aussehen, damit man „richtig“ isst. Oder „gesund“. Oder „genug“. Essen ist so individuell wie unsere Leben (zum GLÜCK!!).

Und ganz ehrlich: Unser Wert hängt nicht davon ab, was wir essen.


2. “Wenn du willst, kannst du alles schaffen.“

Okay. Und wenn dus nicht schaffst, bist du dann einfach nur faul?

Diese Mentalität macht aus Erfolg eine reine Willensfrage und blendet alles aus, was Menschen sonst noch so beeinflusst: Privilegien, Ressourcen, mentale Gesundheit, äußere Umstände.

Ich hab schon so viele Dinge gewollt und Spoiler: nur weil ich nichts mehr wollte, hats nicht automatisch geklappt.



3. Hustle Culture = Empowerment?

Ok, jetzt wird’s auch für mich knackig: ich liebe meine Arbeit und lebe für sie..

ABER

wir sind nicht mehr wert, weil wir mehr schaffen und auch nicht weniger, wenn wir uns nicht bis oben hin Vollstapeln und keine Luft mehr zum atmen haben.

(gebe zu, das zu verinnerlichen bin ich auch noch im Prozess..)

Nein, you don’t got this und das ist ok so.



4. “Social Media ist toxisch: einfach löschen!“

Oder vielleicht einfach besser filtern, wem du folgst?

Social Media ist nicht per se das Problem. Der Vergleich ist es. Die ständige Bewertung, aber die wartet mittlerweile sowieso überall: da brauchen wir nicht mal mehr Social Media zu.

Du darfst auch einfach nur da sein.


5. “Du musst dich selbst lieben. Immer.”

Hallelujah: ich kann es wirklich nicht mehr hören. Als wäre Selbstliebe so der Schlüssel für alle Probleme?

Body Positivity ist kein neues Leistungsideal. Man darf sich in einem Spaghetti-Top zeigen und sich trotzdem manchmal unsicher fühlen.

Das Ziel ist nicht: 24/7 Selbstliebe.

Das Ziel ist: Leben dürfen. Mit allen Gefühlen. Und da kann auch Selbsthass mal dazugehören.



6. “Du bist, was du isst.”

Ich gebe zu: es kann sein, dass man gesünder ist, wenn man gesünder isst.

Aber diese ganz schwarz-weiß Mentalität und dieser enorme Perfektionsdruck, der mittlerweile mittels Essen auf uns aufgebaut wird, ist mir zu viel.

Dann bin ich eben Schokolade.

7. “Du brachst nur die richtige Morgenroutine. ”

Wenn ich noch ein Video sehe, in dem eine Person um 4 Uhr morgens mit einer Leichtigkeit aufsteht, dass ich verzweifele und dann 2h Skincare und 1H Gym erledigt, dann werde ich SAUER!

Böse Zungen würden jetzt sagen, dass ich so unausgeglichen bin, weil ich eben keine derartige Morgenroutine habe - mag sein, aber mein Schlaf ist mir wichtiger.

8. “ Was dich nicht killt, macht dich stärker.“

Wann haben wir angefangen Kraft immer als äußerlich sichtbare Totale zubenennen? Wir können auch stark sein ohne fast gestorben zu sein. Man muss Schmerz nicht verpacken um ihn irgendwie sinnvoll zu machen.

Ein Leben ohne killer ist nicht weniger wert und nicht gekillte deshalb nicht schwächer.


9. “ Konsistenz is key “

Bin ich eine Maschine?

Wir vergessen viel zu oft wie wichtig

Pausen

für uns sind.

10. “ Happyness is a choice “

Social Media brainwashed uns wirklich so sehr, dass wir denken, wenn wir nur dies und wenn wir nur das wären, dann wären wir glücklich, dann wären wir endlich wer.

Es ist okay unhappy zu sein, tieftraurig, anstrengend und unbequem.

11. “ Alle können dünn sein: du musst es nur wollen “

Nein, nein und nochmal nein.

Das stimmt einfach de facto nicht und ich bin es Leid, dass wir andauernd Menschen abwerten, nur weil sie vielleicht nicht in unser Bild einer perfekten Person passen.

Bitte, lass dicke Menschen dicke Menschen sein und hör auf ihnen dauernd zu spiegeln, dass sie faul und selber Schuld seien.

NEIN!

Fazit:

Ich fall da nicht mehr drauf rein.

Ich will keine Feel-Good-Floskeln mehr, ich will Gedanken, die sich trauen, auch mal unbequem zu sein.

Und ich will, dass wir uns alle ein bisschen weniger dafür fertig machen, dass wir Menschen sind.

Plus extra viel Pasta um 22 Uhr.


Schick diesen Post an eine Person, die das mal hören muss! ❤️

und schreibt mir mal unten eure Propaganda, auf die ihr nicht mehr reinfallt 😏⤵️




*Anmerkung: „Propaganda“ klingt größer, als das hier ist. Es geht in dieser Serie nicht um politische Ideologie, sondern um all die normativen Mini-Dogmen, die uns im Alltag begegnen. Daher sage ich auch im Intro „Popkultur-Propaganda“: Aussagen, die als Wahrheit verkauft werden, aber bei näherem Hinsehen einfach… nicht für alle stimmen. Trotzdem kann sich ein Post auf Instagram genauso anfühlen: laut, bestimmt und wie eine ultimative Wahrheit. Propaganda im ursprünglichen Sinne ist natürlich etwas anderes.

Aktuell breitet sich der Slogan “Propaganda I’m not falling for” als Trend auf Social Media aus // Juni 2025




Falls du mehr zu diesem Thema lesen willst, schau doch mal hier: what i eat in a day…

Weiter
Weiter

underrated Burger in Berlin 🍔